Der Adrenalinspiegel ist deutlich gesunken, besonders bei unserem Jimmy Maas, da das erste Konzert erfolgreich über die Bühne gebracht wurde.
Doch der Reihe nach. Nach einem opulenten Frühstück in unserem Nobelschuppen machten wir uns erneut auf, Hermannstadt zu erkunden. Ein Turm der inneren Stadtbefestigung, der sogenannte Ratturm, kann bestiegen werden und bietet einen atemberaubenden Rundumblick bis hin zu den Karpaten. Danach wollten wir selbstverständlich sehen, womit sich die Wandergesellen so den Tag vertreiben. Von der Stadtverwaltung haben sie die Schlüssel für zwei Stadttore des äußeren Rings bekommen, wo sie eine Art Werkstatt eingerichtet haben. Hier wird geschmiedet, gezimmert, in Stein gehauen was das Zeug hält und in einer Art Freilichtmuseum kann der interessierte Besucher den Handwerkern bei ihrer Arbeit über die Schulter blicken. Der komplett erhaltene Wehrgang mit seinen Schießscharten, den wir Dank der Gesellen entlang gehen konnten, rief wahre Entzückungsschreie bei uns hervor. Es ist den tapferen Handwerksgesellen zu wünschen, dass viele Touristen ihre meisterlich gefertigten Erzeugnisse erwerben, um somit den Erhalt der umtriebigen Gesellschaft zu sichern.
Nach dem Besuch einer Dürer-Ausstellung im Brukenthal-Museum trafen wir mit unserer liebenswerten Kontaktperson Anda sowie dem Verantwortlichen für Musikanlage und Bühne zusammen. Die Anspannung wuchs als wir sahen, wie die Bühne von den fleißigen Mitarbeitern Silvios aufgestellt wurde. Wie es sich für (beinahe) Profis gehört, gingen wir in unsere Hotelzimmer um Kraft für das bevorstehende Konzert zu tanken. Der von prächtigen Bürgerhäusern gesäumte und von der imposanten Evangelischen Kirche dominierte Huetplatz, hatte sich bereits zur Hälfte gefüllt, als wir in voller Montur dort angelangten.
Endlich ging es los und bereits nach den ersten Songs war es abzusehen, dass dies ein überaus erfolgreicher Gig werden würde. Viele der Zuhörer fassten sich an den Händen und tanzten und wir Musiker blickten in durchweg glückliche Gesichter. Immer mehr Menschen drängten auf den Platz, angelockt von unseren mitreißenden Liedern. Die Gesellen schenkten unterdessen Freibier aus, das die gute Stimmung noch zusätzlich befeuerte. Nach drei kräftezehrenden, aber schönen Stunden, verließen wir Musiker erschöpft die Bühne, obwohl die Leute noch lautstark nach weiteren Zugaben riefen. Ingeborg Szöllösi, die uns engagiert hatte und eigens für diesen Tag angereist war, zeigte sich sehr zufrieden und auch mehrere deutschstämmige Einwohner von Sibiu, mit denen wir ins Gespräch kamen, waren begeistert. Die Nacht war noch zu jung um schlafen zu gehen und so ließen wir sie in der Gesellenherberge zünftig ausklingen.
Ein erfolgreicher Tag ging zu Ende und an dieser Stelle sei nochmals besonderer Dank an unseren virtuosen Geiger ausgesprochen, der es sich trotz seiner erst vor wenigen Wochen erfolgten Vaterschaft nicht nehmen ließ, uns hierher zu begleiten.